Eine Frage, die mir gar nicht so selten gestellt wird. Mich interessierten zu Beginn des Studiums – und jetzt noch immer – viele Fachbereiche und eigentlich wollte ich immer Internist werden. Mein Interesse an der Gynäkologie wurde erst im Blockpraktikum Frauenheilkunde durch einen Arzt an der Universität Ulm geweckt, letztendlich sind es eben einzelne Menschen, die einem als Mentor einen bestimmten Weg bahnen.

Was finde ich gut an der Frauenheilkunde?

In einem der wenigen medizinischen Fachbereiche behandle ich Patientinnen, die gesund sind: Schwangere. 

Ich habe das Privileg, bei Geburten dabei sein zu dürfen, also in dem Moment, wo ein Mensch das Licht der Welt erblickt. 35 Wochen vorher darf ich den Beginn eines neuen Lebens, die ersten Herzschläge eines 1 mm großen Herzens, mitverfolgen.

Ich kann Frauen von der Teenagerzeit bis ins hohe Alter begleiten und darf an ihrem Leben und an  sehr persönlichen Momenten teilhaben – von der Verhütungsplanung nach dem ersten Kuss, über die schlaflosen Nächte nach der Geburt, bis hin zu Fragen über erfüllte Sexualität im Alter. 

Was finde ich nicht gut an der Frauenheilkunde?

Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass ich als männlicher Gynäkologe manchmal beim Arbeiten im Ausland Schwierigkeiten habe, insbesondere bei humanitären Einsätzen in Ländern, in denen Patientinnen Vorbehalte gegen Männer in der Gynäkologie haben.

Gibt es auch Vorteile für Männer in der Gynäkologie? 

Es gibt Frauen, die bei männlichen Gynäkologen Bedenken haben, da ein Mann sich nicht in eine Frau und in deren „andere Umstände“ hineinversetzen kann. Das stimmt. Ich war noch nie schwanger, ich hatte weder Wehen, noch Periodenschmerzen und werde auch keine Wechseljahrsbeschwerden bekommen. Ich glaube aber, dass ich gerade deswegen Ihre Beschwerden ernst nehme und nie einfach  abtun werde, da ich mir das eben nicht vorstellen oder mit den eigenen Erfahrungen vergleichen (und verharmlosen) kann.